Bettnässen: Kein übermäßiger Ehrgeiz! Bis 5 Jahren ist Einnässen völlig normal
Kinderthemen sind meist heikel und sorgen für hitzige Diskussionen. Aktuell in aller Munde ist das Thema Impfungen bei Kindern. Aber auch, wann Kinder vermeintlich „trocken“ sein sollen, kann zu Kontoversen führen. Dabei können Eltern nur bedingt Einfluss darauf nehmen, denn wann ein Kind nicht mehr ins Bett nässt, gibt die Natur vor. Problematisch ist nach Ansicht der Uro-GmbH Nordrhein, ein Zusammenschluss von niedergelassenen Urologen, wenn staatliche Einrichtungen wie Kindergärten wollen, dass Dreijährige windelfrei sind. Erst, wenn Kinder über fünf Jahren noch regelmäßig einnässen, sollten die Ursachen ergründet werden. Vorher ist Ehrgeiz bei Eltern und Kindergärten kontraproduktiv.
„Zunächst einmal sollte Einnässen kein Tabuthema sein“, bekräftigt Dr. Reinhold Schaefer von der Uro-GmbH Nordrhein. „Es ist ein häufiges urologisches Symptom im Kindesalter.“ Die meisten Kinder lernen erst mit fünf oder sechs Jahren, ihre Blase dauerhaft zu kontrollieren. Der Zeitpunkt, zu dem ein Kind endgültig trocken ist, kann aber auch später eintreten. So macht noch etwa jedes sechste Kind im Alter von fünf Jahren nachts ungewollt ins Bett. Vor allem, wenn das Kind bereits trocken war, sind Eltern verunsichert und sorgen sich um die Gründe des nächtlichen Harnverlusts. Bis zum fünften Lebensjahr ist nächtlicher Urinverlust jedoch relativ häufig und gilt als normal. Erst wenn Kinder älter sind und etwa zwei Mal im Monat die nächtliche Kontrolle über ihre Blase verlieren, sprechen Urologen vom Bettnässen – fachsprachlich Enuresis. War das Kind noch nie länger als sechs Monate trocken, leidet es unter einer primären Enuresis. Um sie behandeln und körperliche Erkrankungen ausschließen zu können, ist neben der Beratung beim Kinderarzt auch der Besuch beim Urologen in jedem Fall empfehlenswert.
„So ist bei einigen Kindern die Entwicklung des Nervensystems zur Schließmuskelkontrolle verzögert“, erklärt Dr. Schaefer. „Andere Kinder schlafen so tief, dass sie ihre volle Blase nicht spüren. Bei manchen Kindern fehlt der nächtliche Anstieg eines Hormons der Hirnanhangdrüse, das sogenannte antidiuretische Hormon (ADH). Dadurch produziert der Körper gerade nachts mehr Urin als die kindliche Blase halten kann.“ Nässt ein Kind ein, nachdem es über sechs Monate trocken war, sprechen Urologen hingegen von sekundärer Enuresis. Hier kommen oftmals Veränderungen im Leben des Kindes wie die Geburt eines Geschwisterkindes, der Verlust eines Familienmitgliedes, Scheidung, Umzug sowie Kindergarten- oder schulische Probleme als Ursache infrage.
Behandlungsgrundlage bildet die sogenannte Urotherapie. „Regelmäßige Toilettengänge nach einem festgelegten Plan und eine moderate Flüssigkeitseinschränkung können die Blasenkontrolle bereits verbessern“, beschreibt Dr. Schaefer eine Maßnahme. „Ein vom Kind selbst geführtes Blasentagebuch stärkt seine Eigenverantwortung für das Trockenbleiben. Manchmal führen allein schon diese Maßnahmen zum Erfolg.“ Hilft dies nicht, bietet sich eine sogenannte apparative Verhaltenstherapie an. Hierbei löst eine Klingelmatte oder -hose ein Alarmsignal aus, sobald Urin in die Hose geht. Das Kind wird wach und das Wasserlassen unterbrochen. „Es soll so lernen, im Schlaf selbst auf die Signale zu achten, die ihm seine Blase meldet, um dann von alleine aufzuwachen.“ Eine medikamentöse Behandlung kommt in Betracht, um kritische Situationen wie eine Klassenfahrt zu überbrücken. Hier verringert die abendliche ADH-Hormongabe die übermäßige Harnbildung in der Nacht.
Über die Uro-GmbH
Die Uro-GmbH Nordrhein ist eine Managementgesellschaft für die nordrheinischen Urologen.
Für Ärzte aus NRW bieten wir laut eigener Satzung wertvolle Unterstützung in vielen Bereichen des urologischen Alltags an.
Für Patienten haben wir es uns zum Ziel gemacht, als zusammengeschlossene Urologen einerseits die urologische Versorgung zu sichern. Andererseits möchten wir aufklären und als wichtiger Ansprechpartner bei allen Fragen zur Urologie zur Seite stehen.